Angenommen, die Recherchen von Hubert Wetzel über den Präsidentenberater Stephen Bannon stimmen, dann sind Assoziationen zur Diagnose einer schweren Psychopathologie nicht zu vermeiden. Donald Trump hat einen Mann neben sich, von dessen Intelligenz, Disziplin und Entscheidungsstärke er profitiert, so dass er anscheinend die exzessiven Inhalte seiner Vorhaben und politischen Phantasien in Kauf nimmt und zunächst auch gut heißt. Die Skrupellosigkeit seiner angekündigten Attacken könnte auch eine Faszination auslösen. Nicht nur für Psychiater ist offensichtlich, dass bei Herrn Stephen Bannon eine ungünstige, bzw. maligne Persönlichkeitsentwicklung stattgefunden hat, die zu einer extrem nihilistischen Lebens- /Weltauffassung führte. Ungute Erfahrungen werden zu depressiven Verfassungen geführt haben, die trotz erfolgreicher Lebensgestaltung nicht aufgelöst werden konnten. Die Identifikation mit „vernachlässigten“ Gesellschaftsschichten hat ihn bisher in verschiedene Richtungen zum Kampf motiviert. Dieser Kampf könnte als Versuch gesehen werden, sich eine Welt zu schaffen, die der inneren eigenen Zerrissenheit und der eigenen Lebenserfahrung entspricht. Die einzige Lösung, scheint die totale Vernichtung zu sein. Eine solche seelische Konstellation nennen wir einen depressiven Nihilismus. Dieser beinhaltet, dass im eigenen Zugrundegehen und Nicht-Mehr-Sein auch die Menschheit und die Welt untergehen soll.
Gudrun Hardt, Psychoanalytikerin Wetzlar